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Panorama-Schautafel auf dem Wilden Stein

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1 Ronneburg

Im 13. Jahrhundert als Sicherungsburg durch das Mainzer Erzstift errichtet, kam die Ronneburg 1476 als Lehen an die Grafen zu Ysenburg-Büdingen. Unter Graf Anton und seinen Söhnen wurde sie ab 1523 zu einem Renaissance-Schloss ausgebaut und diente bis 1601 als Residenz einer eigenen Linie. Das wohlerhaltene, beeindruckende Bauensemble, mit der „Welschen Haube“ des Bergfrieds als Wahrzeichen, ist heute durch Burgfeste und Mittelaltermärkte ein touristischer Anziehungspunk für die ganze Rhein-Main-Region.

2 Herrnhaag

1736 fand die aus Sachsen ausgewiesene Brüdergemeine der Herrnhuter unter Graf Zinzendorf zunächst auf der Ronneburg eine neue Bleibe. Zwei Jahre später wurde auf dem Haagberg bei Lorbach mit dem Bau einer großen Siedlung von städtischem Zuschnitt begonnen, wo ein selbstbestimmtes religiöses Gemeinschaftsleben möglich war. Unter den zeitweise bis zu 1000 Bewohnern waren tüchtige Handwerker, so Abraham Roentgen, der wie sein hier geborener Sohn David als Möbeltischler europäische Berühmtheit erlangte. Doch nach Differenzen mit der Büdinger Regierung, die einen „Staat im Staate“ entstehen sah, wurde der Herrnhaag 1750 wieder verlassen, wobei ein Teil der Bewohner nach Neuwied oder auch Nordamerika ging. Einige der Gebäude, wie das Schwesternhaus und vor allem die „Lichtenburg“ mit dem großen Gemeinsaal blieben als Zeugnisse sächsischen Barocks im Büdinger Land bis heute erhalten, 2012 wurde auch das zentrale Brunnenhaus wieder aufgebaut.

Verein der Freunde des Herrnhaag e.V.

Geschäftsstelle

Herrnhaag 3
63654 Büdingen

3 Hardeck

Die auffällige bewaldete Kuppe der Hardeck trägt die Reste einer mittelalterlichen Burgwüstung innerhalb eines steilen Rundgrabens. Die Sichtverbindung zum Glauberg legt einen keltischen Vorgänger nahe. Die kleine Burg diente wohl der Sicherung der versteckten Wasserburg Büdingen und war zeitweise Sitz eines Amtmanns der Ysenburger. Im 16. Jahrhundert kam ein Wohngebäude hinzu, wohl als standesgemäßer Wohnsitz für illegitime Kinder des Grafen Anton zu Ysenburg. Nach Zeiten des Verfalls wurden die Mauerreste in den Kriegen der Napoleonischen Zeit für den Bau von Vormarschstraßen ausgebeutet.

4 Seemenbachtal

Der kleine Fluß, die Seeme oder Seemenbach genannt, entspringt nördlich von Ober-Seemen im Hohen Vogelsberg, tritt hinter Büdingen aus dem Bergland in die Aue ein, um sich nach einem Lauf von etwa 37 km bei Lindheim mit der Nidder zu vereinen.

5 Bahnhof Büdingen

Der Bahnhof Büdingen wurde am 30. Oktober 1870 an der wenig später fertiggestellten Strecke Gießen-Gelnhausen (Lahn-Kinzig-Bahn) eröffnet. Er dient heute als Haltepunkt für Regionalzüge der „Hessenbahn GmbH“ und damit als wichtiger Zubringer für Pendler in Richtung Frankfurt oder Fulda. Das ehemalige Empfangsgebäude ist heute in Privatbesitz, das benachbarte Stellwerk steht unter Denkmalschutz.

6 Glashütte

Die Büdinger Glasfabrik wurde in Nachfolge einer älteren Glashütte am Breitenborn im Büdinger Wald 1893 in günstiger Anbindung zum Bahnhof von der Firma Sigwart, Gellrich & Co errichtet und gab schließlich 400 Beschäftigen Arbeit, vor allem durch die Herstellung von Sektflaschen. 1908 wurde das Werk an die Gerresheim AG in Düsseldorf verkauft, die aber nur am Kundenstamm interessiert war und es schon 1913 stilllegte. Von der Industrieanlage blieben nur wenige Gebäude erhalten, so drei denkmalgeschützte Doppelwohnblocks an der Düdelsheimer Straße.

7 Glauberg mit Keltenwelt

Der dem Vogelsberg vorgelagerte Basaltrücken des Glaubergs bot sich als natürliche Festung an und wurde von der Jungsteinzeit bis ins Hohe Mittelalter immer wieder durch Wälle gesichert und zeitweise auch besiedelt. Berühmtheit erlangte der von Sagen und Mythen umgebene Berg durch die Entdeckung frühkeltischer Fürstengräber, die 1994 bis 1997 sorgfältig untersucht wurden und reiche Bestattungen mit außergewöhnlichen Beigaben enthüllten. Vor allem kam 1996 im Gelände ein einmaliger Fund zu Tage, die lebensgroße, vollplastische Sandsteinstatue eines keltischen Fürsten mit Schmuck und Bewaffnung und einer sog. Blattkrone. Der Grabhügel und eine „Prozessionsstraße“ wurden als Teile eines vermuteten zentralen Heiligtums im Gelände wieder sichtbar gemacht. Der „Keltenfürst vom Glauberg“ ist inzwischen zu einem Symbol für das Bundesland Hessen geworden.

8 Remigiuskirche und Friedhof

Als ältester erhaltener Sakralbau der Wetterau zählt die Remigiuskirche zu den bedeutendsten Baudenkmälern Hessens. Der mächtige Westbau läßt sich durch Jahrring-Untersuchungen von verbauten Hölzern sicher in die Mitte des 11. Jhds. datieren. Einzigartig sind auch zehn kreisförmige Fenster. Bei Grabungen im Innern der Kirche, die dem Frankenheiligen Remigius, dem Bischof von Reims, geweiht war, wurde ein Vorgänger aus dem 8. Jahrhundert entdeckt. Ursprünglich Pfarrkirche für Büdingen, ausgestattet mit spätgotischen Wandmalereien, gingen ihre Funktionen seit 1491 an die Marienkirche in der Stadt über. Nach der Reformation diente das inmitten des alten Friedhofs gelegene Gotteshaus nur noch als Totenkirche. In ihrem Vorfeld, später Großendorf genannt, sind die fränkischen Ursprünge Büdingens zu vermuten.

9 Stadtschule

Die Büdinger Stadtschule wurde 1910 nach Plänen des Darmstädter Architekten Prof. Ernst Vetterlein als Musterschule errichtet, wozu auch eine Turnhalle gehört. Der Friedberger Bildhauer Hugo Siegler schuf ihren Jugendstil-Schmuck. Zur Brunostraße hin wurde ein kleiner Park angelegt, der heute nach dem in Büdingen wirkenden jüdischen Lehrer Max Halberstadt benannt ist. Hier findet sich auch ein 1960 aus Michelnauer Basalt von dem Bildhauer Dieter Paffrath geschaffenes Mahnmal für die Opfer des 2. Weltkriegs. Heute dient die Stadtschule als Grundschule für die ersten vier Jahrgangsstufen samt Vorklasse.

10 Vorstadt

Aufgrund des „Toleranzpatents“ des Grafen Ernst Casimir von 1712, das Neusiedlern und Glaubensflüchtlingen Gewissensfreiheit und besondere Vergünstigungen anbot, wurde in den Folgejahren ein neuer Straßenzug nach Westen angelegt. In einheitlicher Form zeigt er zweigeschossige Fachwerkbauten mit Satteldächern und Zwerchhäusern, auch einige spätere Mansarddächer. Dahinter lagen Wirtschaftsgebäude und Werkstätten. Auf dem Platz der früheren Gerichtslinde vor dem Untertor erhielt die Vorstadt 1755 ein eigenes Wirtshaus, „Zum Stern“ genannt.

11 Bollwerk und Hexenturm

Das Große Bollwerk wurde um 1491 an beherrschender Stelle der neuen Festungsanlage errichtet. Bei einer Höhe von etwa 20 Metern und bis zu 4 Meter dicken Mauern weist es 16 Geschützkammern auf vier Ebenen auf, um die gefährdete Flanke im Nordwesten der Stadt zu schützen. Eine mehrgeschossige gedeckte „Streichwehr“ verband das Bollwerk mit dem östlich gelegenen „Hexenturm“, einen Eckturm der älteren Stadtmauer, der nun als Gefängnis diente, dessen gewölbtes Verlies nur von oben durch das „Angstloch“ zugänglich war. Von den flachgewölbten Kuppeln beider Türme hat man einen prächtigen Blick auf die Stadt und hinüber zum „Wilden Stein“.

12 Jerusalemer Tor & Sandrosenmuseum

Als die Büdinger Toranlagen im 19. Jh. dem Verkehr zum Opfer fielen, blieb allein das äußere Untertor, der repräsentative Eingang zur Stadt von Westen, nach Protesten der Bürger erhalten und bildet heute das Wahrzeichen Büdingens. Die auf 1503 datierte Senkscharte über der Bogenöffnung zeigt das Allianzwappen des Stadtherrn Graf Ludwig II. von Ysenburg und seiner Gemahlin Maria von Nassau-Wiesbaden. Neben dem reichen Fischblasenmaßwerk der Brüstung bilden die steinernen Kuppelabdeckungen, auch der Treppentürme, ungewöhnliche Architekturelemente. Der für das Untertor heute übliche Name wird mit der Pilgerfahrt eines Ysenburger Grafen ins Heilige Land in Zusammenhang gebracht, könnte aber auch auf religiöse „Separatisten“ in der Vorstadt zurückgehen, für welche die an Türmen und Toren reiche Stadt als Abbild des Himmlischen Jerusalem erschien.

Die Türme der Toranlage beherbergen heute das Sandrosenmusem.

13 Fürstenhof

Das stattliche Barockgebäude wurde ab 1732 im Zwinger des Untertores erbaut, kam aber bald in den Besitz des Prinzen Friedrich Ernst aus der 1744 in den Reichsfürstenstand erhobenen Linie Isenburg-Birstein und wurde daher „Fürstenhof“ genannt. Das Haus ging anschließend durch verschiedene Hände, diente ab 1844 als gehobener Gasthof und seit 1851 als Postkutschenstation. Wegen dieser Tradition wurde das schmucke Gebäude 1991 durch eine Briefmarke der Bundespost gewürdigt. Bis 2016 waren hier auch die „Fürstenhof-Lichtspiele“ mit zwei Kinosälen beheimatet.

14 Garten Kölsch und westliche Festungstürme

Im eng bebauten alten Büdingen waren Gärten ein kostbares Gut. Als im 18. Jahrhundert die Festung ihre Funktion verlor, wurde der ausgedehnte „Zwinger“ zwischen den Mauern im Westen in Gartenland umgewandelt. Eines der Grundstücke kam an den Arzt Dr. Ludwig Westernacher und schließlich an dessen Enkelin Edith Kölsch (1894-1985), eine emanzipierte Frau, die sich hier mit Kenntnis und Leidenschaft ein paradiesisches Gartenreich schuf. Um ihr Lebenswerk zu bewahren, vermachte sie den Garten der Stadt. Nachdem ein Hotelprojekt an dieser Stelle gescheitert war, konnte bei dem neu gestalteten Altstadtparkplatz ein Stadtgarten der besonderen Art nach dem Prinzip der ganzjährigen Blüte im Mai 2003 der Öffentlichkeit übergeben werden. Er wird seitdem von Bürgerinnen und Bürgern ehrenamtlich gepflegt und bildet, nebst einem Rosengarten, eine grüne Oase, die einen beeindruckenden Blick auf die Gestalt der Festung erlaubt.

Unweit des Garten Kölsch bietet die geologische Skulpturengalerie einen Einblick in die erdgeschichtliche Vergangenheit der Region.


15 Meliorsches Haus

Der Maler und Architekt Victor Melior (1820-1910) errichtete 1860 anstelle des niedergelegten äußeren Mühltors an der Brücke über den Seemenbach ein Wohnhaus für sich und seine Gattin Berta geb. Block. Das Sandsteingebäude in neugotischen Formen lehnt sich an das südwestliche Bollwerk an, das eine gusseiserne Brüstung erhielt, und integriert einen Wachterker des alten Tores von 1494. Vom Lohsteg aus gesehen ist das Ensemble Teil eines der beliebtesten Fotomotive Büdingens.

16 Schlaghaus und Metzgermuseum

Das Schlaghaus am Seemenbach war ursprünglich ein Vorwerk zur Sicherung des Mühltors, das um 1500 in einen Halbturm der neuen Festung umgewandelt wurde. Einschußspuren von Musketenkugeln rühren von Kroatenangriffen im Dreißigjährigen Krieg her. Dann wurde das Schlaghaus zum Kleingefängnis („Betzenkammer“) und diente ab 1777 in Nachfolge der alten Schirn am Küchenbach als Schlachthaus für die Büdinger Metzger, wo die Abfälle bequem im Bach entsorgt werden konnten, bis 1895 ein moderner Schlachthof gebaut wurde. Getragen von den Traditionsbetrieben der Büdinger Metzger wurde hier 2006 das Metzgermuseum mit den alten Schlachtvorrichtungen und einer Fülle entsprechender Exponate eingerichtet, das inzwischen weite Bekanntheit genießt. Dazu gehören in der Nähe eine historische Wurstküche und ein kleiner Fleischerladen mit einer Majolika-Verkaufstheke.

17 Steinernes Haus

Das spätgotische Hallenhaus wurde 1510/11 als Stadtresidenz für Graf Johann V. von Ysenburg errichtet. Die repräsentative Front mit dem hohen Treppengiebel und einer ursprünglichen Galerie schließt die Altstadtstraße wirkungsvoll nach Süden ab. Das Steinerne Haus lehnte sich baulich an die mittelalterliche Mühlpforte an, der Wehrgang des ummauerten Hofs war durch das Haus hindurch direkt damit verbunden. Der 1544 angefügte Erker mit elegantem Fischblasendekor erhielt 1996 wieder seinen spitzen Dachabschluss. Neben dem Tor hängt seit Menschengedenken ein sagenumwobener Eberkopf.

18 Das ehemalige Stadtwirtshaus „Zum Schwan“ & 50er-Jahre-Museum

Der mächtige spätgotische Steinbau, ursprünglich mit Treppengiebeln, wurde um 1500 als Wirtshaus der Altstadt und Herberge errichtet. Ihm entsprach das wenig später entstandene Wirtshaus „Zur Krone“ für die Neustadt (ursprünglich im Hause Marktplatz 1). Beide Gasthäuser dienten auch dem herrschaftlichen und städtischen „Weinschank“. Der „Schwan“ lehnte sich an die Karlspforte an, das innere Tor zur Altstadt, in dessen Turmaufbau die Wächterglocke hing und eine Uhr den Bürgern die Stunde schlug. Es wurde 1839 niedergelegt.

Heute findet das 50er-Jahre-Museum in den historischen Räumen des ehemaligen Wirtshauses seinen Platz.

19 Der Marktplatz

Ursprünglich bestand zwischen der ummauerten Alt- und Neustadt ein unbebautes Terrain, durch das sich ein aufgeworfener „Damm“ zog und an dessen Nordseite der Küchenbach die „nasse Grenze“ zwischen dem Reichsbannforstgebiet und der Büdinger Mark bildete. Erst im 17. Jahrhundert erhielt dieser Raum durch Fachwerkbauten im Westen und Osten den Charakter eines geschlossenen Platzes. Seit dem frühen 18. Jahrhundert wird das Bild von dem barocken Brunnen mit Steinbänken geprägt, den Graf Ernst Casimir errichten ließ, nicht nur zum Schmuck, sondern zur Versorgung mit frischem Trinkwasser, das durch Röhren zugeführt wurde. In Nachfolge eines Pavillons, der wiederum an die Stelle der alten Metzgerschirn und dann der Bürgerschule getreten war, wurde vor einigen Jahre eine offene Markthalle errichtet, die den zahlreichen Veranstaltungen dient, die hier im Herzen der alten Stadt den ihnen gemäßen Rahmen finden.

20 Historisches Rathaus & Heuson-Museum

Das laut Wappenstein Diethers von Ysenburg 1458 errichtete historische Rathaus beherrscht mit seinem Treppengiebel und den hohen Kreuzstockfenstern die Altstadtstraße und gehört zu den ältesten und schönsten Bauten dieser Art in Hessen. In Verbindung mit dem davor abgehaltenen Straßenmarkt befand sich im Erdgeschoss eine Kaufhalle mit mächtigen Holzsäulen, die Obergeschosse boten Platz für einen Festsaal und die Rats- und Gerichtsstuben. Der Fachwerkaufbau im Ostteil zeigt Elemente des Übergangsstils der Zeit um 1500. Das Historische Rathaus bildet heute einen besonders schönen Rahmen für die Aktivitäten des Büdinger Geschichtsvereins, das Heuson-Museum, doch dient das Obergeschoß nach wie vor den Stadtverordneten als traditioneller Sitzungsaal.

21 Oberhof & Modellbaumuseum

Der Oberhof wurde in den Jahren 1569 bis 1574 als geschlossene Hofhaltung für Graf Georg von Ysenburg und seine Frau Barbara geborene Gräfin von Wertheim errichtet. Baumeister war Conrad Leonhard aus Eisenach in Thüringen, dessen Bauinschrift sich an der Front zur Obergasse findet. Der Hauptbau wird durch einen Treppenturm mit steinerner Spindel erschlossen und weist an der Eingangsseite ein wappengeschmücktes Säulenportal und einen viergeschossigen Standerker mit antikisierendem Dekor auf. Die Südseite läßt Reste der Bemalung erkennen. Im Inneren sind die ursprüngliche Küche mit Rauchfang und ein kreuzrippengewölbter Saal bemerkenswert. Das Ensemble diente den Ysenburger Grafen häufig als Witwensitz. In den Besitz der Stadt übergegangen, wurde der Oberhof umfassend saniert und dient heute als Kulturzentrum, die Nebengebäude auch zu Wohnzwecken. Auch das Modellbaumuseum ist hier untergebracht.

22 Die Marienkirche

Eine 1367 erwähnte, der Gottesmutter geweihte hölzerne Kapelle wurde 1377 durch einen Steinbau ersetzt, der in Nord-Süd-Richtung orientiert war. Sein wappengeschmücktes Portal ist im Turmuntergeschoss noch zu sehen. Graf Ludwig II. von Ysenburg ließ die schlichte Basilika 1476 bis 1491 durch seine Bauhütte zu einer repräsentativen Residenzkirche erweitern. Der nunmehr nach Osten gerichtete, lichtdurchflutete Chor und das Langhaus wurden am Schnitt der Gewölberippen mit Wappenreihen der Geschlechter Ysenburg und Nassau geschmückt, der Triumphbogen mit einem Bild des Jüngsten Gerichtes. Die reiche Innenausstattung ging mit dem Übergang zum Kalvinismus 1601 verloren, doch beeindruckt auch das Raumgefüge als solches, das wieder die alte Farbgebung erhielt. Im Gebetsraum der Annenkapelle findet sich noch ein Rest des Chores der Vorgängerkirche. 1556 wurde eine Lateinschule, 1602 das Neue Konsistorium mit geschweiften Giebeln angebaut. Der Turm trägt einen barocken Helm von 1777.

Evangelische Kirchengemeinde Büdingen mit Calbach und Orleshausen

Vorstadt 9–11
63654 Büdingen

23 Ehemalige Lutherische Kirche

Für die wachsende lutherische Gemeinde im ansonsten reformierten Büdingen wurde 1770 bis 1774 unter Förderung der Gräfin Auguste Friederike von Ysenburg geborene Stolberg-Stolberg ein eigener Kirchenbau in der Schlossgasse errichtet, äußerlich ein schlichter Saalbau in guten Proportionen, aber mit einem barocken Dachreiter. Nach der Vereinigung der beiden evangelischen Konfessionen 1817 diente der Bau ab 1829 als hessisches Gymnasium und von 1879 bis 1994 als Amtsgericht, heute ist er in Privatbesitz. Das Erdgeschoss mit seinen großen hellen Räumen bietet der Kunstgalerie Lo Studio ein hervorragendes Ambiente.

24 Der Luckische Hof in der Schlossgasse

Das die Schlossgasse prägende stattliche Gebäude hat seinen Namen von der Ysenburger Beamtenfamilie Luck, die es im 17. Jahrhundert erwarb. Nach den Fällungsjahren des Holzes zu urteilen, wurde das Haupthaus kurz nach 1507 erbaut. Form und Konstruktion des Fachwerks, bei dem Kopf- und Fußstreben um einen Mittelpfosten, begleitet von Viertelkreisbögen, ein kunstvolles Geflecht bilden, gehören zu den besten Beispielen der Zimmermannskunst der Übergangszeit zwischen Spätgotik und Frührenaissance. Das angefügte Torhaus ist auf 1593 datiert. Das Gebäude im rückwärtigen Hof zeigt noch Reste der mittelalterlichen Nikolauskapelle, die nach der Reformation zum Pfarrhaus umgewandelt wurde.

25 Schloss Büdingen und das Schlossmuseum

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Edelherren von Büdingen im Zuge der Politik des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa eine imposante Wasserburg zum Schutz des Reichsforstes Büdinger Wald. Die Kernburg wird von einer mächtigen dreizehneckigen Buckelquader-Mauer umschlossen und weist mit Bergfried, Palas und romanischer Kapelle noch Bausubstanz des Ursprungs auf. Hinzu treten Bauten unterschiedlicher Zeiten und Kunststile, die sich malerisch um den Innenhof gruppieren. Im späten Mittelalter kam die Vorburg hinzu, heute Rundbau genannt, die Werkstätten und Dienerwohnungen aufnahm, aber mit dem Wachtbau auch ein repräsentatives Torhaus der Renaissance aufweist. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts wird das Schloss in mehr als 20 Generationen von der Familie der Grafen und jetzigen Fürsten zu Ysenburg-Büdingen bewohnt. Ein Teil des Ensembles wurde museal gestaltet und kann, nebst einigen noch bewohnten Räumen, im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Zum Rundgang gehören auch eine Folge von Renaissancemalereien und, als künstlerischer Höhepunkt, die spätgotische Schlosskapelle von 1495/97 mit einem geschnitzten Chorgestühl.

26 Die Straße „Am Hain“

Die Straße oberhalb des von einer Mauer begrenzten „Hains“, des in die Tallandschaft hinein komponierten Schlossparks, bildete (bis zum Bau einer Umgehungsstraße) den alten Ausgang der Stadt aus dem Obertor nach Osten in Richtung Vogelsberg. In dem einst zum Oberhof gehörigen Bandgarten findet sich das Bandhaus von 1572 mit gewölbtem Weinkeller und die 1902 von Hofbaumeister Tamm unter Rückgriff auf traditionelle Büdinger Stilelemente errichtete Rentkammer, gefolgt von der spätklassizistischen „Villa Alfred“. Zu der begehrten Wohnlage am Fuße der ehemaligen Weinberge gehören eine weitere Zahl denkmalgeschützter Gebäude aus Jugendstil- und Gründerzeit.

27 Jugendherberge Büdingen

Im Jahre 1963 begannen unter der Leitung des Himbacher Architekturbüros Jean Wolf die Bauarbeiten an der (neuen) Büdinger Jugendherberge. Die offizielle Einweihung des Hauses fand am 29. August 1964 statt. In 15-monatiger Bauzeit waren drei Gebäude errichtet worden: der allgemeine Schlaftrakt, das Schullandheim der Stadt Offenbach und ein Wirtschaftstrakt. Auf einer Nutzfläche von 1.600 m² standen nun insgesamt ca. 150 Gästebetten zur Verfügung. Die Baukosten beliefen sich auf 1,8 Mio. DM. Davon trug das Land Hessen 1 Mio. DM, während die Stadt Offenbach und das Hessische Jugendherbergswerk jeweils 400.000 DM übernahmen. Die Stadt Büdingen hatte das Baugelände (10.000 m²) zur Verfügung gestellt. Die Jugendherberge bekam den Namen „Luginsland am Sonnenhang“ und zählte zunächst etwa 16.000 bis 18.000 Übernachtungen jährlich. Unter der Ägide der Herbergseltern Gertrud und Robert Spies legten diese Zahlen zu Beginn der 1970er-Jahre zu; so wurden 1971 bereits 25.000 Übernachtungen registriert.

1974 übernahmen Renate und Gerd Schroth die Herbergsleitung. Als im Jahre 1984 das 20-jährige Jubiläum der Jugendherberge – der einzigen im Wetteraukreis – gefeiert werden konnte, hatten insgesamt ca. 100.000 Gäste in den Räumlichkeiten genächtigt. Die jährlichen Zahlen lagen nun erneut bei etwa 17.000 bis 20.000 Übernachtungen – was beinahe exakt die Hälfte aller Gästeübernachtungen pro Jahr in Büdingen ausmachte. Diese Zahlen blieben auch bis weit in die 1990er-Jahre hinein in etwa konstant. 1988 wurde anstelle des zuvor nur geschotterten Zuweges zur Jugendherberge die geteerte Zufahrtsstraße von der Vogelsbergstraße her angelegt und freigegeben. Ende 1989 und 1990 wurden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt und neue Betten gekauft. 1995 ging Gerd Schroth in den Ruhestand, 2001 dann auch seine Frau Renate, die nach sechs Jahren alleinverantwortlicher Leitung die Herberge an Franz-Eduard Basquitt und dessen Ehefrau Anneliese übergab. Anno 2001 wurden 14.500 Übernachtungen und noch 121 Betten auf 24 Zimmern gezählt. Ein 15-köpfiges, familiäres Team betreute die Büdinger Gäste, die auf dem Areal der Jugendherberge u.a. große Grünflächen, einen Bolzplatz, ein Basketballfeld, ein Außenschachspiel, einen Lagerfeuerplatz und eine Grillhütte vorfanden.

Damit aber war den Zerstreuungsmöglichkeiten noch kein Ende gesetzt: Zu den obligatorischen Unterhaltungsangeboten zählten z.B. Schlossführungen, Stadtrallyes, Fahrten zur Ronneburg, mittelalterliche Themen, experimentelle Archäologie oder Museumsführungen. Heute, im Jahre 2020, bietet die „erste Umwelt-Jugendherberge Hessens“, die inzwischen unter der Leitung von Michael Klinge steht, zusätzlich zu den bereits genannten Attraktionen weitere Highlights: einen benach-barten Waldseilgarten, einen voll ausgestatteten Werkraum, Tischtennisplatten und vieles mehr. Wald- und naturerlebnispädagogische Programme – z.B. im nahe gelegenen Wildpark mit Traumwald und Barfußpfad – runden das breit gefächerte Angebot sinnvoll ab.

28 Sandsteinbruch

Seit dem Mittelalter entstand an der hier gut zugänglichen Stufe des Unteren Buntsandsteins eine Folge kleiner Steinbrüche, die sich im Besitz der Herrschaft oder einzelner Steinmetzfamilien befanden. Der qualitätvolle Haustein findet sich an den meisten Bauten des alten Büdingen, angefangen von der Staufischen Wasserburg, über die Mauern und Türme der Festung, die prägenden Bauten der Zeit zwischen 1500 und 1600 bis zu den Untergeschossen fast sämtlicher Fachwerkhäuser. Aber der Büdinger Sandstein war auch ein begehrtes Exportgut, das an zahlreichen Renaissancebauten der Rhein-Main-Region Verwendung fand. Der gut zu bearbeitende Werkstein bildete auch die Grundlage für das Bildhauer- und Steinmetzhandwerk, das seit dem 16. Jahrhundert in Büdingen blühte. In der Neuzeit wurden die kleinen privaten Brüche aufgegeben und durch die hohe Sandsteinwand mit anderen Abbauverfahren abgelöst, die bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts Steine lieferte. Heute muß, etwa für anfallende Renovierungen, Mainsandstein aus Miltenberg bezogen werden.