Geotop Wilder Stein
Wo liegt der Wilde Stein?
Der Wilde Stein liegt oberhalb der historischen Büdinger Altstadt, die vom hellroten Buntsandstein geprägt ist. Auf diese hat man vom Wilden Stein aus einen hervorragenden Blick. Vom Altstadtparkplatz aus erreichen Sie ihn nach Querung der Mühltorstrasse, indem Sie der Strasse „Zum Wildenstein“ folgen.
An deren Ende nach einer Linkskurve finden Sie die imposante Felsgruppe, die Sie bequem über einen randlichen Weg besteigen können.
Wie ist der Wilde Stein entstanden ? / Woran ist die Entstehung erkennbar?
Am Wilden Stein erkennt man zunächst vor allem dunkles, dichtes Gestein und Säulen, wie sie für den Basalt typisch sind. Basalt ist ein vulkanisches Gestein, das sich z.B. bildet,wenn Lavaströme oder das Magma in Vulkanschloten oder Spalten erstarren. Aufgrund der Stellung der Säulen (sogenannte Meilerstellung) lässt sich sagen, dass es sich beim Wilden Stein um einen Schlot handelt.
Während der aktiven Phase des Vogelsberges hat an dieser Stelle glutflüssiges Magma die älteren Gesteine durchbrochen. Man schätzt, dass die aktive Phase vor etwa 15 bis 18 Mio. Jahren im Zeitalter des Tertiär (genauer im Miozän) lag. Wenn nicht viel Magma nach oben gefördert wurde, hat der Vulkan zeitweise einen Lavasee gebildet.
Ob und wieviel Lava aus diesem Schlot als Lavastrom ausgetreten ist, lässt sich aber nicht mehr sagen, da der obere Teil des Vulkans in den vergangenen Mio. Jahren abgetragen wurde. Durch Verwitterung und Abtragung wurde der harte Basalt aus den weicheren Gesteinen herauspräpariert und dabei zu einer Felskuppe.
Welche Besonderheiten gibt es?
Im Basalt eingeschlossen finden sich Bruchstücke des Unteren Buntsandsteins, der etwa 250 Mio. Jahre alt ist. Diese Bruchstücke stammen aus dem Nebengestein des Vulkans und haben sehr unterschiedliche Größe. Sie wurden durch das heiße Magma stark erhitzt und teilweiseaufgeschmolzen.
Daher sind die Sandsteinbruchstücke meist rundlich und das ursprünglich hellrote Gestein wurde gebleicht. Beim Abkühlen entwickelte der Sandstein zum Teil Säulen– ähnlich wie der Basalt, jedoch mit geringerem Durchmesser.
Mythologisches und Historisches
Fels-Bezeichnungen wie „Wilder Stein“, „Wildfrauhaus“, „Wildfrauengestühl“ und ähnliche sind in der Region recht verbreitet. Sie weisen auf die Bedeutung der jeweiligen Felsen als alter Kultplatz hin. Meist werden sie mit Frau Holle (der Göttin Freya) in Verbindung gebracht, die regional unterschiedliche Namen besaß und hier als „Wilde Frau“ bezeichnet wurde. Wohl auch später galt der Wilde Stein als unheimlicher Platz.
Zumindest erklärt sich so, dass im Zusammenhang mit den Hexenprozessen Geständnisse erpresst wurden, nachdem sich gerade hier die als Hexen angeklagten Frauen mit dem Teufel getroffen hätten. Erst spät scheint der Wilde Stein als Steinbruch genutzt worden zu sein, um z.B. die Büdinger Strassen zu pflastern. Dazu wurden Teile der Felsen auch gesprengt, was heute noch an den Abbaustellen und den verkippten Blöcken erkennbar ist. Nach Unterlagen des Büdinger Archivs war dies z.B. zu napoleonischer Zeit der Fall.
Die Hexe vom Wilden Stein
Als er Basalt mit Einschlüssen aufschnitt, entdeckte Lothar Keil an einem der Stücke, dass sich dort hell auf dunklem Grund ein Kopf mit einem Gesichtsprofil abzeichnete. Dies kann man als Zufall ansehen, wie sich auch in Wolkenbildern immer wieder Figuren und Gesichter erkennen lassen, die die Phantasie anregen. Durch den örtlichen Zusammenhang mit historisch-mythologischen Begebenheiten hat diese „Hexe“ vom Wilden Stein jedoch besondere Aufmerksamkeit bekommen.